
Andreas Kuhlage und Jens Hardeland stehen schon seit insgesamt elf Jahren jeden Morgen gemeinsam ab 5 Uhr vor dem Mikro. Wir haben die Jungs von der N-JOY Morningshow kurz vor Feierabend – um 10:30 Uhr – im Stadtpark getroffen. Das Ergebnis: ein sehr lustiges Interview mit zwei Moderatoren, die nicht nur im Studio beste Freunde sind.
Jeden Tag ab 5 Uhr moderieren – Fluch oder Segen?
Kuhlage: Beides. Im Sommer ist es genial, wenn man um elf, halb zwölf Feierabend hat und die Sonne genießen kann. Der Nachteil: Man genießt sie allein, da alle anderen uns einen Vogel zeigen, weil sie gerade erst angefangen haben, zu arbeiten.
Hardeland: Wenn man befreundet ist und die gleichen Arbeitszeiten hat, ist das natürlich ein Vorteil. Bei anderen Freunden ist es so, dass die etwa ein halbes Jahr lang immer mal gegen 20 Uhr angerufen haben: ‚Wir treffen uns jetzt auf ein Bier, hast du nicht Bock mitzukommen?’ Wenn man dann fünf Mal hintereinander absagt, kennen die einen nicht mehr.
Kuhlage: Mich ruft ab 21 Uhr keiner mehr an, das ist die Todeszone. Aber an warmen Abenden ist es bitter, wenn alle mit Grills und Bierkisten in den Stadtpark laufen, dann winkst du vom Balkon leise runter und sagst: Viel Spaß, ich geh jetzt schlafen. Wir haben unseren Chef schon versucht zu überreden, die späteste Morningshow Norddeutschlands zu machen, so um elf oder halb zwölf.
Hardeland: Wir hatten schon die Idee, in eine andere Zeitzone zu gehen. Aber es gehört halt dazu. Irgendwie ist es auch ein schönes Gefühl, morgens zur Arbeit zu fahren und zu wissen: Alle schlafen noch und viele stehen gleich mit unseren Stimmen auf.
Wann klingelt der Wecker und wie sieht ein typischer Tagesablauf aus?
Beide: Halb 4.
Hardeland: Dann ist um halb fünf Frühkonferenz, um viertel vor fünf trinken wir den ersten Kaffee und um fünf Uhr geht die Sendung los. Während die Musik läuft, produzieren wir Einspieler und bereiten Moderationen vor. Wenn um neun Uhr die Sendung vorbei ist, geht es erst mal in die Kantine. Um halb zehn ist noch eine Konferenz mit Feedback und der Planung für den nächsten Tag. Dann produzieren wir ein bisschen was vor, geben dem sportspaß Magazin ein Interview und haben um halb zwölf Feierabend!
Vor dem Mikro müsst ihr immer einigermaßen gut gelaunt sein. Was macht ihr, wenn ihr einen schlechten Tag habt und die Laune im Keller ist?
Kuhlage: Ich sag das ungern, aber es ist so: Wenn du morgens ins Studio kommst, es ist alles schlecht, und dann siehst du dieses Gesicht, dann…
Hardeland: … dann weißt du, dass es Leute gibt, denen es noch schlechter geht! Kuhlage: … dann denkst du: Gott sei Dank muss ich mit dem nicht zusammenleben! Nein, im Ernst. Hardeland ist eigentlich immer gut gelaunt, im Gegensatz zu mir. Dann macht er einen Spruch, und ich bin sofort da.
Hardeland: Wir kennen uns jetzt schon so lange, dass man merkt, wenn es dem anderen nicht so gut geht. Wenn wir bei- de schlecht drauf sind, wird es schwierig, aber das passiert fast nie. Wir ziehen uns gegenseitig hoch.
Geht ihr euch manchmal auf die Nerven?
Beide: Klar.
Kuhlage: Wichtig ist, dass man sich wieder verträgt… so nach ein, zwei Monaten. (lacht)
Hardeland: Genau! (lacht) Es ist wie bei einem alten Ehepaar. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.
Apropos Ehepaar: Wie viel Privates erzählt ihr im Radio und wo gibt es Grenzen?
Kuhlage: Ein paar Details halten wir raus, schützen unsere Familien. Das heißt nicht, dass ich nicht manchmal ein paar Storys über meine Mutter erzähle. Dann bekomme ich einen Anruf, und sie sagt: Ich habe gehört, was du über mich im Radio erzählt hast! Du stellst mich immer dar, als wäre ich total idiotisch!
Hardeland: Finde ich nicht, deine Mutter ist super!
Kuhlage: Sie hat halt ein paar Probleme mit moderner Kommunikationstechnik. Mit Whatsapp-Gruppen, Handys, Com- putern und so.
Hardeland: Ich erzähle auch viele Sachen aus der Beziehung mit Hanna. Aber unsere Lieben wissen ja, worauf sie sich eingelassen haben. Allerdings ist es manchmal erschreckend, wenn wir Hörer auf Veranstaltungen treffen. Die wissen so viel über uns! Das ist auf der einen Seite super, auf der anderen Seite denke ich: Oh Gott, du musst mehr darauf achten, was du sagst.
Was sagt ihr zu Kritikern, die sagen, dass gut gelaunte Moderatoren morgens nerven?
Kuhlage: Das ist genau das, was wir nicht wollen. Als wir angetreten sind, wollten wir eben bewusst nicht so ‚cheesy‘ gut gelaunt sein.
Hardeland: Natürlich machen wir keine Depri-Sendung. Aber ich glaube, es ist ein gesundes Mittelmaß. Es gibt alberne, überdrehte Situationen, aber auch solche, wo wir einen Scheißtag anerkennen. So ist beispielsweise der Mittelfinger-Mittwoch entstanden, an dem wir erzählen, was bei unseren Hörern und uns selbst schon früh am Morgen schief gegangen ist. Daraus dichten wir dann den Mittelfinger-Mittwoch-Song.
Wie wird man eigentlich Radiomoderator?
Hardeland: Kuhlage ist in einem Weidenkörbchen vor dem Funkhaus in Mecklenburg-Vorpommern abgelegt und dort großgezogen worden! (lacht)
Kuhlage: Fast! Ich hab nach dem Abi ein Praktikum beim Radio gemacht und seitdem ist mich der NDR nicht mehr losgeworden. Ich hab dann erst fürs Landesprogramm in Mecklenburg-Vorpommern gearbeitet und dann bin ich zu N-JOY nach Hamburg gegangen.
Hardeland: Ich hab erst studiert, dann hatte ich keinen Bock mehr und hab etwas anderes gesucht. Ich habe dann bei einem kleinen Lokalsender in Nürnberg ein Praktikum gemacht. Da hat es mich gepackt. Dort hab ich volontiert, und danach bin ich nach Hamburg gewechselt. Ich glaub, es muss einfach Spaß machen – dann klappt es.
Dem Radio wird immer wieder der Untergang vorhergesagt, erst mit dem Fernsehen, dann mit den Streaming-Diensten. Wieso ist Radio nicht totzukriegen?
Kuhlage: Im Radio sitzen Leute, die aus dem Leben erzählen, die dafür sorgen, dass du morgens nicht allein am Frühstück- stisch sitzt. Viele Haushalte in Hamburg sind Single-Haushalte. Wenn sie das Radio einschalten, fühlen sie sich nicht so allein, erfahren etwas Witziges, bekommen erzählt, was in der Welt los ist. Solange echte Menschen im Radio sprechen, solange es starke Geschichten gibt, solange wird es auch Radio geben.
Ihr seid beide nicht aus Hamburg, lebt aber schon sehr lange hier. Was mögt ihr so an dieser Stadt?
Kuhlage: Hamburg ist grün, Hamburg ist groß, Hamburg ist luftig. Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll. Wer mal in Berlin war, versteht vielleicht, was ich meine. Dort ist es ganz anders. Hier ist immer eine Brise, hier ist immer etwas Grünes, hier hast du immer irgendwo Wasser, du kannst es überall fühlen, die Elbe, die Alster…
Hardeland: … den Regen…
Kuhlage: Haha, genau! Und trotzdem ist Hamburg keine Metropole. Das ist auch gut so. In Berlin werden täglich Straßen gesperrt, weil Regierungskarossen durchfahren. Bei G20 haben wir gemerkt, dass das in Hamburg keiner mag. Wir sind das Tor zur Welt, aber wir sind keine Weltstadt.
Hardeland: Du kannst in Hamburg alles haben, du kannst aber auch in deinem Stadtteil für dich sein. Die Stadt hat einfach Flair – und man ist superschnell an der Ostsee. Für Nordlichter ist das einfach genial. Und man kann überall Sport treiben.
Seid ihr sportlich? Es gab kürzlich die 10-Kilo-Abnehm-Challenge von Hardeland…
Hardeland: Ich habe das vor allem durch Ernährung und weniger durch Sport hingekriegt, geb ich zu. Immerhin gehe ich
mit meinem Hund Runde um Runde durch den Stadtpark!
Kuhlage: Ich geh seit einem Jahr wieder regelmäßig laufen, das klappt echt gut. Und ins Fitnessstudio.
N-JOY hat seit 2014 jedes Jahr den Deutschen Radiopreis gewonnen, unter anderem für die beste Morningshow, und in diesem Jahr den Deutschen Radiopreis für die beste Programmaktion. Wie wichtig waren und sind euch diese Auszeichnungen?
Kuhlage: Wir haben immer gesagt: Ach komm, ist doch nur ein Preis. Doch als wir 2015 abends in der Preisverleihung
saßen, musste ich doch Hardelands Hand halten, weil ich echt nervös war. Als wir ihn dann gekriegt haben, haben wir uns natürlich tierisch gefreut. Gegen die Anziehungskraft von so einem Preis kann sich keiner wehren.
Hardeland: 2015 haben wir den größten Preis gewonnen, den man als Morningshow gewinnen kann. Und jetzt 2017 wieder eine Auszeichnung – das sind jetzt vier Radiopreise in Folge für N-JOY und uns. Was für eine Serie!
Kuhlage: Für die Hörer ändert sich dadurch nichts. Hauptsache wir sind da und sorgen für einen guten Tag – und das versuchen wir weiterhin!
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